Essen für Alle: Soforthilfen in der Corona Krise

Text von Anna Keller, Mai 2020

Seit Beginn der Corona Krise werden Lebensmittel in vielen Gebieten der Schweiz verteilt.
Eine Organisation in Genf hat in den letzten Wochen für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Die Zeitungen haben berichtet, dass sich meterlange Schlangen vor den Ständen für Lebensmittelhilfe bildeten. Auch im deutschsprachigen Raum wurde dieselbe Aktion organisiert. Wir haben ein Interview mit dem Organisator dieser Aktion durchgeführt und haben ihn nach seinen Erfahrungen gefragt.
Der Organisator dieser Aktion ist Amine Diare Conde. Er lebt seit fünf Jahren in der Schweiz, er ist von Guinea in die Schweiz geflüchtet. Während seiner Flucht hatte er oft Hunger gelitten und weiss deshalb, wie sich das anfühlt. Als die Corona Krise angefangen hat, haben viele temporär Arbeitende ihre Arbeitsstellen verloren und konnten sich ihre Grundbedürfnisse, wie Lebensmittel oder Hygieneartikel, nicht mehr leisten. Amine konnte diese Tatsache nicht ignorieren und wollte warmes Essen für diese Menschen verteilen. Durch seinen Freundeskreis war er in der Lage, die erste Verteilung zu organisieren. Er selber hatte das Geld nicht, um den Menschen in Not zu helfen. So hat er eine Hilfegruppe gegründet und hat in kurzer Zeit viele Freiwillige gefunden.
Amine hat in erster Linie eine Möglichkeit gesucht, um warmes Essen verteilen zu können. So hat er viele Organisationen angeschrieben welche ihm dabei helfen könnten. Die Firma «Menu and More AG» hatte bereits dass, was er suchte. Denn diese Firma hatte bereits im Voraus für die Schulen gekocht – das ist ihr Hauptgeschäft. Dieses Essen konnte aber wegen der Corona Krise nicht verkauft werden. Anstatt dieses Essen wegzuwerfen, war die «Menu and More AG» bereit, das Essen an die Aktion «Essen für Alle» zu spenden. So konnten über 5000 Portionen an bedürftige Personen verteilt werden.  Die Nachfrage hat aufgezeigt, wie viele Personen in der Schweiz sich nicht einmal ein warmes Essen leisten können. So hat sich Amine entschieden, mit dieser Aktion weiter zu fahren.
Amine wusste, dass es auch Menschen gibt, welche selber keine Küche zu Verfügung haben und/oder auf der Strasse leben müssen.  Deshalb hat er durch Spenden diese Aktion noch einmal organisiert. Jedoch musste Amine für die zweite Aktion dieser Firma eine Pauschale Summe pro Portion bezahlen. Durch verhandeln der Preise war er danach in der Lage, wöchentlich weitere tausende Mahlzeiten zu verteilen.
Auf die Frage «Wer die Lebensmittel abholt», konnte Amine keine exakte Antwort geben. Denn diese Aktion ist komplett anonym gestaltet. Die Menschen werden nicht ausgefragt, nicht fotografiert und nicht bewertet. «Das ist das Schöne», sagt Amine: «Wir beurteilen nicht, wieso du auf diese Hilfe angewiesen bist. Jede/r ist herzlich willkommen. Wir wollen eine Soforthilfe darstellen und haben kein Interesse daran, zuerst die Menschen zu beurteilen.». Er vermutet, dass es vor allem Menschen sind, welche Ihre Arbeit wegen der Corona Krise verloren haben, Sans Papier oder Asylsuchende. Aber auch wenn jemand mit einem Ferrari die Lebensmittel abholen würde, spiele das für ihn keine Rolle, sie würden niemandem die Hilfe verweigern. «Menschen, die sich ihre Grundbedürfnisse leisten können, würden nicht eine Stunde bei ihnen in der Schlange stehen», sagt Amine.
Um mit der Aktion weiterfahren zu können, hat er viele NGOs um Hilfe gebeten. Die grösste Hilfe bekam er durch die autonome Schule Zürich. Dadurch, und durch die Spenden von der Hilfegruppe, war er nun in der Lage, jede Woche Lebensmittel und warme Mahlzeiten zu verteilen. Viele Zeitungen haben über diese Aktion berichtet, wodurch sie mehr Aufmerktsamkeit gewonnen haben. Heute ist die Organisation in der Lage, über 2000 Pakete pro Woche zu verteilen. In den Lebensmittelpaketen sind Grundnahrungsmittel wie, Getränke, Teigwaren, Kartoffeln, Öl, Reis, Mehl, Gemüse, Früchte, Tomatensaucen und Hygieneartikel enthalten. Für die Kinder wurden oft auch Schokolade gespendet und verteilt.
Heute liefert die Organisation «Essen für alle» in den Kantonen Schwyz, Bern, Basel, Soloturn, Aargau, Biel und Freiburg. «Niemand soll Hunger leiden, wir haben mehr als genug – wir brauchen nur Solidarität», sagt Amine und möchte mit dieser Aktion weiterfahren. Am Liebsten würde er noch mehr Kantone abdecken. Denn auch in anderen Kantonen ist der Bedarf gross. Die Hilfsgruppe organisiert sich über Soziale Medien und WhatsApp Gruppen. Sie möchten eine «Sofort Hilfe» darstellen. Deswegen arbeiten sie jeden Tag auf Hochtouren. Der Einkauf, Transport und die Verteilung laufen nur mit der Unterstützung der Freiwilligen so schnell. Was den Organisatoren sehr grosse Freude bereitet.
Obwohl die Aktion bereits viel Erfolg hat, brauchen sie noch starke Unterstützung. Sie wollen mit dieser humanitären Hilfe weiterfahren, zumindest solange die Corona Krise dauert.
Von den Behörden wünscht sich Amine in erster Linie autonome Unterstützung. Zum Beispiel ist es oft schwierig, einen regengeschützten Ort für die Essensverteilung zu finden. Die Behörden sollten den Organisatoren einen Platz zur Verfügung stellen. Die Organisation braucht Unterstützung für den Transport und die Lagerung der Waren. Für die kommenden warme Sommerzeit wäre ein Kühlraum ebenfalls notwendig.
Zum Schluss möchten die Organisatoren betonen, dass Sie nur freiwillige Helfer und Helferinnen sind. Solche unkomplizierten Soforthilfen hätte von der Regierung kommen sollen und nicht vom Volk.
Wir sind alle im gleichen Boot aber einige wurden leider vergessen…

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