Wann bin ich „arm“? Schreiben Sie uns! – von Yvonne Feri – April 2018

Armut bedeutet nicht in allen Teilen der Welt das Gleiche. Armut unterscheidet sich von Land zu Land. Bei uns wird für die Definition ein Einkommensminimum als Referenzpunkt festgelegt.  Dieser Betrag gilt als Minimum, damit in der Schweiz noch ein gesellschaftlich integriertes Leben möglich ist. Wer darunter liegt, gilt laut politischer Definition als arm.

Das Anrecht auf Sozialhilfe darf nicht von der Ursache einer Notlage abhängig gemacht werden. Wer Anspruch auf Sozialhilfe hat, leitet sich vom Existenzminimum ab. Das Existenzminimum entspricht dem Einkommensminimum. Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) legt dieses fest. In verschiedenen Kantonen wird jedoch zurzeit diskutiert, ob dieser Anspruch nicht unter den Richtlinien der SKOS festgelegt werden soll.

Laut Bundesamt für Statistik liegt für eine Einzelperson die Armutsgrenze bei einem durchschnittlichen Einkommen von 2247 Franken. Für eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren sind es 3981 Franken monatliches Einkommen. Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2016 und beinhalten Wohnkosten, medizinische Grundversorgung, Grundbedarf für Essen, Kosmetika, Reinigungsartikel, Telefon, Zeitungen und vieles mehr.

Ich lese diese Zahlen, finde die Beträge erschreckend tief und frage mich, was dies für den Alltag bedeutet und wann ich Menschen in meinem persönlichen Umfeld als arm empfinde. Auch unter meinen FreundInnen und Bekannten höre ich mich um. Eine Freundin sagt mir, dass sie jemanden als arm empfindet, wenn jemand seine Einnahmen verantwortungsbewusst einteilt und ihm/ihr trotzdem am Ende des Monats gar nichts zur freien Verfügung übrig bleibt. Ich höre auch die Aussage „jemand ist arm, wenn er die finanzielle Unterstützung eines Amtes in Anspruch nehmen muss“. Ein anderer Kollege sagt, dass er sich selbst als arm empfinden würde, wenn er nicht mehr täglich seinen Kaffee auswärts trinken könnte, um dabei die verschiedenen Tageszeitungen zu lesen. Ist jemand arm, wenn er/sie nie in die Ferien kann? Gehöre ich zu den Armutsbetroffenen, wenn ich mir kein Auto leisten kann? Kann Armut nur am Geld gemessen werden? Oder gibt es auch eine soziale Armut? Sind Verwandte verpflichtet zu unterstützen, wenn jemand wenig/kaum Geld hat? Wie empfinde ich die Situation, wenn jemand einen Vollzeitjob hat und doch nicht genügend Geld verdient, um sein Leben zu finanzieren? Fragen über Fragen.

Wie definieren Sie Armut in ihrem persönlichen Umfeld? Warum erscheint Ihnen der eine Nachbar arm und der andere in ähnlichen Umständen nicht? Was macht für Sie den Unterschied? Ihre Meinung interessiert uns.  Schreiben Sie uns unter yvonne.feri@armutinfo.ch. Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge, Meinungen und Einschätzungen

2 Kommentare zu „Wann bin ich „arm“? Schreiben Sie uns! – von Yvonne Feri – April 2018

  1. Ja es ist schlimm wenn der Bund kürzt.
    Ich frage mich ernsthaft wieviel « Studienfränkli » den Betroffenen zukämen. Wer von den « Berufsexperten » könnte wollte die Betroffen wirklich auf Augenhöhe zusammenarbeiten? Sie auslöhnen und die Eigene Ausbildung mit ihrer Geschwindigkeit anlehnen.
    Natürlich haben wir Erfahrungen mit vielen Bedürftigen doch bleibt es unsere Erfahrung solange bei Studien und beim studieren der Betroffene Informant bleibt.
    Oh weh die Kürzungen denken wir wirklich, dass dies für die Betroffenen weniger bringt?
    Der Weg ist lang sich zusammen auszubilden und Bildung zu erfahren und Kürzungen werden mehr da sein um unser eigenes Brot zu pochen – ja normal wir sind ja keine Betroffenen denken wir oder agieren wir so im Tiefsten in uns seller?
    Mut oh Expertenvolk lass uns ahnen hoffen dass wir morgen den wirkliche Experten anerkennen, den Betroffenen.
    Urs Kehl

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